Dekarbonisierung des Güterverkehrs

Swiss e-cargo: Entscheidungsgrundlagen und nationale Ladeszenarien zur Flottenumstellung

13. November 2025

Viele Schweizer Unternehmen wollen ihre Gütertransportflotten elektrifizieren. Zu den Herausforderungen gehört u.a. die Wahl der richtigen Flottenzusammenstellung und Ladestrategie, und verschiedene Hemmnisse prägen die Elektrifizierung. Mit Unterstützung des Bundes hat ein Konsortium mit Beteiligung von INFRAS zu solchen Aspekten eine Grundlagestudie zur Dekarbonisierung des Güterverkehrs sowie ein Excel-Tool zur konkreten Entscheidungshilfe für Unternehmen erarbeitet.


Komplexe Flottenumstellung: Bei E-Schwerlastfahrzeugen müssen Reichweite, Ladekapazität und Ladezeit zum spezifischen Anwendungsfall passen – Blick in die Produktions- und Montagehalle von Projektpartner Designwerk Technologies. (Foto: Keystone-SDA)
Komplexe Flottenumstellung: Bei E-Schwerlastfahrzeugen müssen Reichweite, Ladekapazität und Ladezeit zum spezifischen Anwendungsfall passen – Blick in die Produktions- und Montagehalle von Projektpartner Designwerk Technologies. (Foto: Keystone-SDA)

Die Elektrifizierung der LKW-Flotte ist für Unternehmen komplex: Sie müssen für ihre spezifischen Anwendungsfälle die ideale Flottenzusammensetzung und Ladestrategie finden. In einem Forschungsprojekt hat sich INFRAS dieser Herausforderung gewidmet und eine Entscheidungshilfe für Unternehmen sowie nationale Szenarien für die Elektrifizierung der schweren Nutzfahrzeuge erarbeitet.

Projektpartner waren das Paul Scherrer Institut PSI, die Schweizerische Post und Designwerk Technologies. Unterstützt wurde das Projekt durch das Forschungsprogramm Mobilität des Bundesamts für Energie BFE. Im Projekt arbeitete INFRAS mit grossen Schweizer Logistikunternehmen und Energieversorger zusammen, um eine breite Reihe von repräsentativen Anwendungsfällen zu erhalten.

Die zehn wichtigsten Erkenntnisse

Die Studie soll nebst Schweizer Unternehmen auch politischen Entscheidungsträger:innen sowie relevanten Akteuren eine Entscheidungsgrundlage bieten, um die Elektrifizierung schwerer Nutzfahrzeuge (SNF) vorantreiben zu können.

Das Forschungsprojekt liefert folgende zentrale Ergebnisse:

  1. Die Elektrifizierung des Güterverkehrs ist technisch machbar und schreitet voran.
  2. Sie ist jedoch von zahlreichen Hemmnissen geprägt, z.B. hohe Anschaffungskosten für Fahrzeuge oder eine bislang noch begrenzte Verfügbarkeit öffentlicher Ladeinfrastruktur.
  3. Planungs- und Investitionssicherheit für Unternehmen wäre ein zentraler Hebel zur Beschleunigung der Elektrifizierung.
  4. Die Mehrheit der zugelassenen e-SNF verfügt bereits heute über eine ausreichende Reichweite für die durchschnittliche Tagesfahrleistung.
  5. Die grossen Unternehmen in der Schweiz setzen auf Ladeinfrastruktur am eigenen Standort, oft ergänzt durch «Lade-Communities»
  6. Der Ladebedarf batterieelektrischer SNF liegt bei rund 0.5 TWh im Jahr 2030 und bei 1.9 TWh im Jahr 2040. Je nach Szenario deckt das Depotladen 70–90% des Ladebedarfs der inländischen Flotte ab. Ausländische Transitfahrzeuge laden zu 90–100% öffentlich.
  7. Die e-SNF-Schnellladeinfrastruktur entlang der Nationalstrassen basiert überwiegend auf kleinen bis mittelgrossen Ladehubs; Megawatt-Charging-Systeme sind nötig, aber nur für rund 16% der Ladepunkte.
  8. Batterieelektrische SNF weisen deutlich geringere Treibhausgasemissionen auf als Diesel-SNF, auch unter Berücksichtigung von Herstellung und Entsorgung.
  9. Batterieelektrische SNF weisen heute oft noch (leicht) höhere Gesamtbetriebskosten aus als Diesel-SNF – für bestimmte Anwendungen sind sie aber bereits wirtschaftlich.
  10. Die Elektrifizierung grosser, regionaler Verteilzentren ist bis 2030 grundsätzlich realisierbar, wobei der Ausbau der nötigen Netzkapazitäten einen kritischen Faktor darstellt.

Szenario «Basis» zur Anzahl benötigter öffentlicher Ladepunkte und Ladeleistung für 2030 auf dem Nationalstrassennetz.
Szenario «Basis» zur Anzahl benötigter öffentlicher Ladepunkte und Ladeleistung für 2030 auf dem Nationalstrassennetz.

Excel-Tool als konkrete Entscheidungshilfe für Unternehmen

Für Unternehmen bildet ein dreiseitiger Zielkonflikt eine der Herausforderungen bei der Flottenumstellung: Die Anforderungen an Reichweite, maximale Ladekapazität und zeitliche Begrenzung der Ladezeit bei batterieelektrischen Schwerlastfahrzeugen widersprechen sich teilweise. Gesucht ist also eine optimale Strategie zur Flottentransformation, die die spezifische Anforderung des Unternehmens berücksichtigt und diesem Zielkonflikt am besten begegnet.

Dazu bietet das Forschungsprojekts nebst der Grundlagenstudie auch ein parametrisiertes Excel-Tool für die Berechnung von Gesamtkosten (TCO) und Umweltauswirkungen. Dieses steht Schweizer Unternehmen als Entscheidungshilfe zur Verfügung, die ihre Gütertransportflotte elektrisieren wollen.

Elektrifizierung des Güterverkehrs komplexer als Personenverkehr

Nachdem sich die Elektrifizierung in den letzten Jahren vor allem auf den Personenverkehr konzentriert habe, stehe nun der Güterverkehr vor einer ähnlichen Transformation, sagt INFRAS-Bereichsleiter Roberto Bianchetti. «Wegen der Vielzahl an Fahrzeugtypen, Einsatzbereichen und Anforderungen an die Ladeleistung stellt sich die Herausforderung im Güterverkehr jedoch weitaus komplexer dar», so Bianchetti. Eine enge Zusammenarbeit mit der Industrie, mit Logistikunternehmen und Energieversorgern sei darum unerlässlich für das Projekt gewesen – und sei es auch insgesamt bei der Elektrifizierung des Güterverkehrs.

Weitere Informationen:

Projektpartner:

Ausgewählte INFRAS-Projekte zum Thema Elektromobilität

Ausgewählte INFRAS-Projekte zum Thema Güterverkehr

Projektteam

Brian Cox Bereichsleiter, Partner
Julien McTighe Wissenschaftliche:r Mitarbeiter:in
Alexandra Zwankhuizen Wissenschaftliche Beraterin
Sandro Tanner Wissenschaftlicher Mitarbeiter
Lukas Gafner Wissenschaftlicher Berater
Roberto Bianchetti Bereichsleiter, Partner

Projekt

Entscheidungsgrundlagen und nationale Szenarien für die Elektrifizierung der schweren Nutzfahrzeuge in der Schweiz

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Roberto Bianchetti Bereichsleiter, Partner