Ein Bahnhof und eine S-Bahn-Anbindung für die Gemeinde Volketswil? Ein Postulat im Zürcher Kantonsparlament hat die Regierung aufgefordert, dies zu prüfen. Bisher ist die Gemeinde nicht ans Schienennetz angebunden. Für die Beantwortung des Postulats hat INFRAS die Grundlagen geliefert.

20’000 Menschen leben in Volketswil im Kanton Zürich. Das Einkaufszentrum Volkiland, weitere Gewerbe- und Industriebetriebe und die Nähe u.a. zum Flugplatz Dübendorf machen die Gemeinde auch zu einem Wirtschaftsstandort. Allerdings ist Volketswil nicht ans Schienennetz angebunden.
Ein Postulat im Zürcher Kantonsparlament wollte dies ändern: Es verlangte vom Regierungsrat die Prüfung einer schienengebundenen Verbindung von Uster nach Effretikon – Volketswil. INFRAS hat für die Beantwortung des Postulats dem Zürcher Verkehrsverbund (ZVV) die Grundlagen geliefert, mit einer verkehrsplanerischen Beurteilung der räumlichen und verkehrlichen Situation inklusive infrastruktureller Rahmenbedingungen.

Zu kleine Nachfrage, zu hohe Kosten für eine Bahnlinie
Volketswil soll auch weiterhin die grösste Gemeinde in der Schweiz ohne eigenen Bahnhof bleiben. Die Regierung hat die Idee in seiner Postulatsantwort verworfen.
Der Bericht der Regierung an das Kantonsparlament hält fest, dass es auf einer Bahnlinie Uster-Volketswil-Effretikon zu wenig Fahrgäste gäbe.
Geschätzt wird eine Nachfrage von durchschnittlich knapp 30 Personen pro Kurs bei einem 15-Minuten-Takt. Zur Veranschauung: Auf der Linie würden Doppelstockzüge mit rund 550 Sitzplätzen verkehren. Grund für die tiefe Auslastung ist unter anderem, dass die Hauptverkehrsströme zu wenig abgedeckt werden können. Die ÖV-Nachfrage aus Volketswil bewegt sich vorwiegend in andere Richtungen, nach Dübendorf und Zürich.

Weitere Argumente gegen die Realisierung einer Bahnstrecke sind die Abstimmung mit der Raumplanung und die erwarteten Kosten. Die Linie müsste teilweise unterirdisch geführt werden – dies würde zu geschätzten Kosten von ca. 1 Millarde Franken führen.
Um das heutige Zentrum von Volketswil zu erschliessen, müsste der Bahnhof Volketswil in der Mitte des Siedlungsgebiets als Tiefbahnhof erstellt werden. Ein oberirdischer Bahnhof müsste am Siedlungsrand liegen und würde das bestehende Siedlungsgebiet nur schlecht erschliessen. Unabhängig von der Ausgestaltung des Bahnhofs ist weiterhin ein Busnetz in Volketswil notwendig, um das Siedlungsgebiet vollständig zu erschliessen.
Eine Stadtbahn nach Dübendorf?
Auch eine Stadtbahn auf dem Korridor zwischen Effretikon, Volketswil und Uster wäre überdimensioniert. Während eine moderne Stadtbahn rund 1'400 Personen pro Stunde transportieren kann, wird 2040 die Nachfrage zwischen Volketswil und Effretikon auf weniger als 200 Personen pro Stunde geschätzt.
Auf langfristige Sicht anerkennt der Zürcher Regierungsrat in seiner Antwort aber ein gewisses Potenzial für eine Variante Stadtbahn. Konkret: eine Anbindung an eine verlängerte Glattalbahn, wenn der Flugplatz Dübendorf umgenutzt und erschlossen wird – und bei entsprechender Siedlungsentwicklung in Volketswil. Dennoch kann auch bei dieser Variante nur ein Teil der Nachfrage mit der Stadtbahn abgewickelt werden. Und die notwendige, starke Siedlungsentwicklung entlang der Zürcherstrasse nach Dübendorf ist derzeit noch zu wenig absehbar.
Kurzfristige Verbesserungen in Planung
Als zweckmässiger und kurzfristiger umsetzbar wird ein Ausbau der Busverbindungen in der Region rund um Volketswil erachtet. Dabei soll namentlich geprüft werden, ob mit einem ausgebauten Busangebot zwischen Volketswil und Dübendorf, der Industrie Volketswil und Uster, Volketswil und Illnau oder Volketswil und Fehraltorf sowie zwischen Uster und Illnau der Modalsplit-Anteil des öffentlichen Verkehrs in der Region erhöht werden kann.

Diese Überlegungen fliessen nun die Gestaltung der Fahrpläne der Verkehrsbetriebe Glattal ein. Im Rahmen der Fahrplanverfahren werden konkrete Ausbauten beim Busangebot aufgezeigt.
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