Während auf der Strasse zunehmend fossilfreie Fahrzeuge unterwegs sind, dominiert im Schiffsverkehr auf den Schweizer Gewässern nach wie vor der Dieselantrieb. Das soll sich ändern, um das politische Ziel von Netto-Null bis 2050 zu erreichen. Im Auftrag des Bundesamts für Verkehr und mehrerer Kantone untersucht INFRAS, welche Perspektiven die Dekarbonisierung der Schifffahrt in der Schweiz hat.

Die Schifffahrt ist in der Schweiz vor allem für den Tourismus und den Güterverkehr von grosser Bedeutung. Sie ist regional aber auch wichtig für die Mobilität der Wohnbevölkerung: gerade an den grossen Seen, wo Berufspendler übers Wasser streckenweise bequemer und schneller ans Ziel kommen als mit dem Auto oder der Bahn.
Gut 13 Millionen Passagiere befördern die rund 150 Schiffe der eidgenössisch konzessionierten Schifffahrtsunternehmen jährlich auf den Schweizer Gewässern. Fast alle werden mit Diesel betrieben. Die Schifffahrt trägt rund 6% zu den Treibhausgasemissionen des öffentlichen Personenverkehrs bei.
Technologisch viele Klippen zu umschiffen
Die Reduktion der CO2-Emissionen ist für alle schweizerischen Schifffahrtsgesellschaften ein zentrales Anliegen, aber auch eine Odyssee – bisher sind erst 13 öV-Schiffe mit Elektroantrieb im Einsatz. Schiffe haben mit etwa 30 bis 50 Jahren eine sehr lange Lebensdauer, was eine kurzfristige Umstellung erschwert oder ökonomisch zumindest herausfordernd ist. Kommt hinzu, dass die Schifffahrt anders als der Strassenverkehr auch technologisch noch am Anfang dieses Transformationsprozesses steht – bislang ist die Auswahl marktreifer Modelle für alternative Antriebstechnologien klein und die Investitionskosten sind hoch.
Die bisherigen Erfahrungen zeigen, dass sich der Batterieantrieb in einigen Fällen bewährt. Für Schiffe mit langen Einsatzzeiten und Distanzen ist die Wahl der Technologie jedoch noch offen.
Dekarbonisierungsszenarien bis 2050
Eine Studie im Auftrag des Bundesamts für Verkehr und mehrerer Kantone soll mögliche Perspektiven für die Dekarbonisierung der Mobilität zu Wasser aufzeigen. Dazu wird INFRAS untersuchen, welche Potenziale und Grenzen für fossilfreie Antriebstechnologien in der Schifffahrt bestehen, ob die dafür benötigten Energieträger langfristig verfügbar sein werden und wie viel eine solche Umstellung kosten könnte. Die Ergebnisse sollen 2026 vorliegen.
Das Projekt umfasst:
- eine Bestandsaufnahme der Schiffe der öffentlichen Schifffahrtsunternehmen,
- eine Analyse von Best-Practice-Beispielen für den Einsatz fossilfreier Antriebstechnologien im Personenschiffsverkehr,
- die Untersuchung und Bewertung möglicher, fossilfreier Antriebstechnologien wie Elektro, Wasserstoff oder synthetische Treibstoffe, auch hinsichtlich ihrer Anforderungen an die Lade- bzw. Tankinfrastruktur,
- eine Wirkungsanalyse zu den Folgen der Dekarbonisierung für die Umwelt und punkto Kosten,
- die Entwicklung von nationalen Dekarbonisierungsszenarien für den Schweizer Personenschiffsverkehr mit einem Zeithorizont bis 2050,
- konkrete Handlungsempfehlungen.
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