Die Fahrleistung des Lieferwagenverkehrs nimmt stetig zu. Bisher gibt es kaum geeignete Modellansätze, um die Verkehrsabläufe von Lieferwagen zu simulieren. In einer Vorstudie hat das Bundesamt für Raumentwicklung (ARE) die Möglichkeiten ausleuchten lassen, wie die Verkehrsmodelle vom Bund den Verkehr von Lieferwagen abbilden könnten.

Der Güterverkehr sichert die Ver- und Entsorgung von Industrie, Gewerbe und Bevölkerung. Damit ist er Teil des Gesamtsystems Verkehr, für dessen Bewältigung Bund, Kantone und Gemeinden entsprechende Infrastrukturen unterhalten und betreiben müssen. Zur Planung dieser Infrastrukturen werden u.a. Verkehrsmodelle benötigt, mit denen Vorgänge im Verkehr simuliert werden können. Während solche Modelle zum Personenverkehr etabliert sind, gestaltet sich die Modellierung des Güterverkehrs komplexer. Entsprechend weniger etabliert sind Modelle zur Abbildung des Güterverkehrs.
Rasant zunehmender Verkehr von Lieferwagen
Das Segment der sogenannten Lieferwagen – technisch gesehen sind das Fahrzeuge zum Gütertransport mit einem Gesamtgewicht von unter 3.5 Tonnen – hat in den letzten Jahren dynamische Wachstumsraten hinsichtlich Bestand und Fahrleistung verzeichnet. In den letzten zwanzig Jahren hat die Fahrleistung der Lieferwagen um fast zwei Drittel zugenommen, während die der schweren Nutzfahrzeuge (> 3.5 Tonnen Gesamtgewicht) stagnierte! Damit stammen heute fast 70% der Fahrleistungen im Güterverkehr von Lieferwagen, obwohl deren Anteil an der Menge der transportierten Güter sich auf nur 7% beläuft.
Dahinter stehen verschiedene Entwicklungen in der Transportlogistik, aber auch im Verhalten der Verbraucher. Insbesondere der Online-Handel führt zu einem vermehrten Paketaufkommen. Aber auch im Detailhandel haben die Wünsche der Verbraucher nach frischen, regionalen Produkten eine Auswirkung auf die Logistikketten und somit auch auf die Fahrleistungen im Lieferwagenverkehr.
Bedarf an Analysen und Szenarien
Zur Simulation von Verkehrsabläufen werden sogenannte Verkehrsmodelle in der Planerpraxis eingesetzt. Für den dynamisch wachsenden Lieferwagenverkehr gibt es kaum geeignete Modellansätze, geschweige denn praktikable Umsetzungen in den üblichen Anwendungen. Das Bundesamt für Raumentwicklung betreibt das nationale Personen- und Güterverkehrsmodell (VM UVEK). Für den sogenannten «schweren Güterverkehr» gibt es mit der «Aggregierten Methode Güterverkehr» AMG bereits ein etabliertes Modellsystem, das von INFRAS entwickelt worden ist. Darin werden zwar auch die Lieferwagen abgebildet, jedoch nur auf sehr rudimentäre Art und Weise.
Daher hat das ARE eine Vorstudie erstellen lassen, mit denen die theoretischen, aber auch praktischen Möglichkeiten zur Modellierung des Lieferwagenverkehrs ausgeleuchtet werden sollten. Unter der Federführung von Professor Christian Schiller – einem renommierten Modellexperten – hat INFRAS insbesondere ihr Wissen zum Markt und dessen Segmenten beim Lieferwagenverkehr in der Schweiz eingebracht.
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