Samuel Mauch gehörte mit seinem frühen Engagement für eine nachhaltige Umwelt-, Energie- und Verkehrspolitik zu den Pionieren in der Schweiz. Mit seiner Weitsicht und seinem Gestaltungswillen hat er Themen gesetzt und Spuren hinterlassen, die bis heute wirken. INFRAS nimmt Abschied von einem der Unternehmensgründer.
1976, vor fast 50 Jahren, hat Sämi Mauch zusammen mit seiner Frau Ursula Mauch und mit Elmar Ledergerber das Unternehmen gegründet. Bis 1997 war er Geschäftsleiter und Verwaltungsrat von INFRAS und hat die Entwicklung der Firma stark geprägt.
Ohne Sämi Mauch gäbe es INFRAS so nicht. Und ohne seine Art wäre das Unternehmen ein anderes: Er hat Massstäbe gesetzt, sowohl fachlich als auch menschlich. Nun ist Sämi Mauch 90-jährig gestorben.
Die Anfänge: wichtige Impulse aus den USA
Sämi Mauch hatte Bauingenieurswesen an der ETH Zürich studiert und am Massachusetts Institute of Technology MIT doktoriert. Anschliessend arbeitete er zunächst beim Ingenieur- und Beratungsunternehmen Basler und Hofmann in Zürich.
In den 1970er-Jahren wurden Fragen der Nachhaltigkeit durch den Bericht «Grenzen des Wachstums» des Club of Rome in einer breiteren Öffentlichkeit diskutiert. Hinter dem Bericht stand eine Gruppe vom MIT. Sämi Mauch weilte mit seiner Familie erneut in den USA – wieder am MIT. In dieser Zeit beschäftige er sich vertieft mit Themen der Nachhaltigkeit.
Sämi und seine Frau Ursula nahmen die Ideen und Erfahrungen dieser Zeit zurück in die Schweiz. Als treibende Kräfte der damaligen Bewegung «Team 67» engagierten sie sich auch politisch für ihre Anliegen. Mit den neuen Ideen im Gepäck richteten sie sich zudem beruflich neu aus und gründeten im Jahr 1976 zusammen mit Elmar Ledergeber das Unternehmen «INFRAS Beratungsgemeinschaft».
Für die Nachhaltigkeitspolitik in der Schweiz wegweisend
Sämi Mauch gehörte auch zu den Mitinitianten des Forschungsprojekts «Neue Analysen für Wachstum und Umwelt NAWU» und war Mitautor des 1978 publizierten NAWU-Reports «Wege aus der Wohlstandsfalle», der als Wegweiser für die Nachhaltigkeitsforschung in der Schweiz gilt.
Mauchs Kernthemen blieben bis heute auch die Kernthemen von INFRAS: Nachhaltige Umwelt-, Energie- und Verkehrspolitik und generell Nachhaltige Entwickung.
Ein besonderes Anliegen von Sämi war die Kostenwahrheit: Externe Kosten, die nicht von den Verursachern, sondern von der Allgemeinheit getragen werden, sollen in den Marktpreisen abgebildet werden. Sämi zählte in den 80er- und 90er-Jahren zu den Pionieren in Sachen Internalisierung von externen Kosten über Lenkungsabgaben und ökologische Steuerreformen.
Mit zielführendem Pragmatismus Dinge einfach anpacken
«Sämi war engagiert, humorvoll und pragmatisch», erinnert sich INFRAS-Bereichsleiter Matthias Lebküchner. «Start writing early!», sei als Motto auf einem Zettel an seinem Arbeitsplatz gestanden – um einfach mal anzufangen, Dinge anzupacken und nicht vor sich herzuschieben. «Und Sämi war unglaublich vorausblickend und vernetzt denkend», sagt Matthias Lebküchner.
«Wie genau is genau genug?» war ein Leitsatz von Sämi Mauch, der für seinen zielführenden Pragmatismus steht. Wieviel (Schein-)Genauigkeit ist nötig, um Wirkungen fundiert genug zu erfassen und entsprechende Schlüsse daraus zu ziehen? Sein langjähriger Mitarbeiter und INFRAS-Geschäftsleiter Thomas von Stokar hält den Leitsatz noch heute hoch.
Vision von Samuel Mauch heute wichtiger denn je
Sämi ging es stets um eine ganzheitliche Sicht, ums Erfassen der Zusammmenhänge und Rückkopplungen», sagt Thomas von Stokar. «Einfache lineare Sichtweisen und methodische Einfalt waren ihm ein Gräuel.» Das habe er sich selbst und den Mitarbeitenden mit einem anderen schönen Schreibtischzettel in Erinnerung rufen wollen: «If your only tool is a hammer, you see nails everywhere.»
«Sämis Vision einer nachhaltigeren Welt ist noch immer aktuell und heute wichtiger denn je», würdigt INFRAS-Verwaltungsratspräsidentin Susanne Stern seine massgebliche Rolle für das Unternehmen und die Nachhaltigkeitsforschung im allgemeinen. «Ich bedauere es sehr, dass er das anstehende 50-Jahr-Jubiläum nicht mehr erleben kann.»
Die Gedanken der Geschäftsleitung, des Verwaltungsrats und der Mitarbeitenden sind bei Ursula Mauch und bei der ganzen Familie.
Sämi Mauchs Lebensleistung ist beeindruckend. Die heutige INFRAS-Generation ist stolz darauf, sein Engagement für den Erhalt von Umwelt und Ressourcen für nachfolgende Generationen weitertragen zu dürfen.