Analyse kantonaler Klimaschutz-Instrumente

Eine kantonale CO2-Kompen­sations­plattform für Graubünden?

12. Mai 2025

Lohnt sie sich und wirkt sie? Im Kanton Graubünden stand eine eigene CO2-Kompensationsplattform zur Debatte. INFRAS hat für den Kanton Vor- und Nachteile dieses Instruments als Teil der kantonalen Klimapolitik in einer Analyse festgehalten – als Basis für politische Entscheide.


Flugzeug über Arosa (GR): Die Idee einer kantonalen CO2-Kompensationsplattform zielte u.a. darauf ab, dass Privatpersonen und Unternehmen aus Graubünden ihre Flugreisen hätten kompensieren und dabei in lokale Klimaschutzprojekte investieren können. (Foto: Keystone / Alessandro Della Bella)
Flugzeug über Arosa (GR): Die Idee einer kantonalen CO2-Kompensationsplattform zielte u.a. darauf ab, dass Privatpersonen und Unternehmen aus Graubünden ihre Flugreisen hätten kompensieren und dabei in lokale Klimaschutzprojekte investieren können. (Foto: Keystone / Alessandro Della Bella)

Die Kantone spielen eine zentrale Rolle beim Erreichen der nationalen Klimaziele. Sie verfügen über wichtige Hebel und Instrumente in der Klimapolitik. So verfolgt der Kanton Graubünden mit dem Aktionsplan Green Deal das Ziel Netto-Null Treibhausgasemissionen bis 2050.

Ein parlamentarischer Auftrag forderte von der Kantonsregierung, zu prüfen, ob die Einführung einer kantonalen CO2-Kompensationsplattform als Instrument der kantonalen Klimapolitik sinnvoll sei. Die Idee: Privatpersonen und Unternehmen könnten z.B. ihre Flugreisen über die Plattform kompensieren – durch Investitionen in lokale Klimaschutzprojekte. Als Antwort auf den Auftrag hat die Regierung beschlossen, die Umsetzung einer solchen Kompensationsplattform in Zusammenarbeit mit anderen Kantonen zu prüfen. Für das Amt für Natur und Umwelt (ANU) hat INFRAS darum die Vor- und Nachteile einer solchen Kompensationsplattform geprüft.

Ausgangslage in Graubünden und anderen Kantonen massgebend für Analyse

Für die Studie hat INFRAS zunächst die Ausgangslage und das Kosten-Nutzen-Verhältnis des Instruments untersucht. Wo würde eine kantonale Kompensationsplattform stehen in Bezug auf die kantonale Klimastrategie und den Aktionsplan Green Deal, in Bezug zur Haltung der anderen Kantone zu einer solchen Plattform – aber auch generell in Bezug zu Mechanismen der CO2-Kompensation in der Schweiz? In einem weiteren Schritt wurden Vor- und Nachteile der Plattform an sich entlang verschiedener Kriterien semi-quantitativ bewertet.

Wirkung auf Klima und auch auf die Region berücksichtigt

Die eigentliche Beurteilung einer kantonalen CO2-Kompensationsplattform für Graubünden basierte auf einer semi-quantitativen Methodik. Es wurden verschiedene Kriterien zur Wirkung und zu den Kosten soweit möglich quantitativ bewertet und mit qualitativen Argumenten ergänzt. Berücksichtigt wurden z.B. Angebot, Nachfrage aber auch die potenzielle regionale Wirkung. Die Resultate und Schlussfolgerungen wurden kurz und prägnant zusammengefasst und dienten als Grundlage für die Botschaft der Regierung an das Parlament.

Fazit: Kosten-Nutzen-Verhältnis überzeugt nicht

Mit Verweis auf die INFRAS-Studie hat der Kanton Graubünden die kantonale CO2-Kompensationsplattform verworfen. Die Analyse kam zwar zum Schluss, dass die Plattform wohl zu einem gesteigerten Klimabewusstsein bei Bevölkerung und Unternehmen geführt hätte, ebenso zur Förderung der regionalen Wirtschaft.

Andererseits würde unter anderem der Aufbau und der Betrieb einer Plattform einen hohen Aufwand mit sich bringen, und die Plattform würde eine geringe und unsichere Klimawirkung erzielen. Zudem wäre der Kompensationsmechanismus langfristig mit dem Netto-Null-Ziel des Kantons nicht vereinbar. Und: ist das CO2-Kompensationssysem mit grundlegenden Problemen konfrontiert.

Weitere Informationen:

INFRAS-Webbeiträge zur kantonalen Klimapolitik:

INFRAS-Webbeiträge zum Thema Klimakompensation:

Projektteam

Felix Weber Bereichsleiter, Partner
Anna Ehrler Wissenschaftliche Beraterin
Sophie Bogler Wissenschaftliche Mitarbeiterin
Jürg Füssler Geschäftsleiter, Partner

Projekt

Analyse kantonale CO2-Kompensationsplattform

Laufzeit

2024

Themen


Leistungen


Auftraggeber

Amt für Natur und Umwelt Graubünden (ANU)

Kontakt

Felix Weber Bereichsleiter, Partner