Lohnt sie sich und wirkt sie? Im Kanton Graubünden stand eine eigene CO2-Kompensationsplattform zur Debatte. INFRAS hat für den Kanton Vor- und Nachteile dieses Instruments als Teil der kantonalen Klimapolitik in einer Analyse festgehalten – als Basis für politische Entscheide.

Die Kantone spielen eine zentrale Rolle beim Erreichen der nationalen Klimaziele. Sie verfügen über wichtige Hebel und Instrumente in der Klimapolitik. So verfolgt der Kanton Graubünden mit dem Aktionsplan Green Deal das Ziel Netto-Null Treibhausgasemissionen bis 2050.
Ein parlamentarischer Auftrag forderte von der Kantonsregierung, zu prüfen, ob die Einführung einer kantonalen CO2-Kompensationsplattform als Instrument der kantonalen Klimapolitik sinnvoll sei. Die Idee: Privatpersonen und Unternehmen könnten z.B. ihre Flugreisen über die Plattform kompensieren – durch Investitionen in lokale Klimaschutzprojekte. Als Antwort auf den Auftrag hat die Regierung beschlossen, die Umsetzung einer solchen Kompensationsplattform in Zusammenarbeit mit anderen Kantonen zu prüfen. Für das Amt für Natur und Umwelt (ANU) hat INFRAS darum die Vor- und Nachteile einer solchen Kompensationsplattform geprüft.
Ausgangslage in Graubünden und anderen Kantonen massgebend für Analyse
Für die Studie hat INFRAS zunächst die Ausgangslage und das Kosten-Nutzen-Verhältnis des Instruments untersucht. Wo würde eine kantonale Kompensationsplattform stehen in Bezug auf die kantonale Klimastrategie und den Aktionsplan Green Deal, in Bezug zur Haltung der anderen Kantone zu einer solchen Plattform – aber auch generell in Bezug zu Mechanismen der CO2-Kompensation in der Schweiz? In einem weiteren Schritt wurden Vor- und Nachteile der Plattform an sich entlang verschiedener Kriterien semi-quantitativ bewertet.
Wirkung auf Klima und auch auf die Region berücksichtigt
Die eigentliche Beurteilung einer kantonalen CO2-Kompensationsplattform für Graubünden basierte auf einer semi-quantitativen Methodik. Es wurden verschiedene Kriterien zur Wirkung und zu den Kosten soweit möglich quantitativ bewertet und mit qualitativen Argumenten ergänzt. Berücksichtigt wurden z.B. Angebot, Nachfrage aber auch die potenzielle regionale Wirkung. Die Resultate und Schlussfolgerungen wurden kurz und prägnant zusammengefasst und dienten als Grundlage für die Botschaft der Regierung an das Parlament.
Fazit: Kosten-Nutzen-Verhältnis überzeugt nicht
Mit Verweis auf die INFRAS-Studie hat der Kanton Graubünden die kantonale CO2-Kompensationsplattform verworfen. Die Analyse kam zwar zum Schluss, dass die Plattform wohl zu einem gesteigerten Klimabewusstsein bei Bevölkerung und Unternehmen geführt hätte, ebenso zur Förderung der regionalen Wirtschaft.
Andererseits würde unter anderem der Aufbau und der Betrieb einer Plattform einen hohen Aufwand mit sich bringen, und die Plattform würde eine geringe und unsichere Klimawirkung erzielen. Zudem wäre der Kompensationsmechanismus langfristig mit dem Netto-Null-Ziel des Kantons nicht vereinbar. Und: ist das CO2-Kompensationssysem mit grundlegenden Problemen konfrontiert.
Weitere Informationen:
- Botschaft der Regierung des Kantons Graubünden an den Grossen Rat zur kantonalen CO2-Kompensationsplattform (siehe Kapitel 2.1., Auftrag Kappeler)
- Dossier «Klimawandel Graubünden» des Kantons Graubünden
INFRAS-Webbeiträge zur kantonalen Klimapolitik:
- Kantonale Energie- und Klimapolitik: Kanton Zug mit Energie- und Klimastrategie sowie neuen Massnahmen
- Basel-Stadt: Klimastrategie für den Weg zu Netto-Null bis 2037
INFRAS-Webbeiträge zum Thema Klimakompensation: