Verkehrsflussbericht 2020

Massnahmen zur Corona-Krise haben den Strassenverkehr beeinflusst

25. Juni 2021

2020 war auch auf den Nationalstrassen ein besonderes Jahr: Erstmals gingen Belastung und Fahrleistungen zurück. Infolge der Corona-Einschränkungen sank die Fahrleistung auf den Nationalstrassen auf das Niveau von 2018. Die im Nationalstrassennetz erfassten Staustunden gingen um ein Drittel gegenüber dem Vorjahr zurück.


Infolge der Corona-Einschränkungen ging die Belastung der Nationalstrassen zurück, so dass der Verkehr vermehrt ohne Stau fliessen konnte. (Foto: Keystone-SDA)
Infolge der Corona-Einschränkungen ging die Belastung der Nationalstrassen zurück, so dass der Verkehr vermehrt ohne Stau fliessen konnte. (Foto: Keystone-SDA)

Im Jahr 2019 wurde ein neuer Höchstwert bei den auf den Nationalstrassen erbrachten Fahrleistungen verzeichnet. 2020 ging die Verkehrsbelastung markant zurück. Insgesamt wurden 18% weniger Fahrleistungen registriert. Hintergrund sind die mit der Corona-Situation verbundenen Massnahmen, welche die Mobilität der Schweizer Bevölkerung, aber auch ausländischer Besucher, deutlich verringert haben. Wie hoch ausgelastet das Schweizer Nationalstrassennetz in «normalen Zeiten» ist, zeigt noch eindrücklicher der Zusammenhang zwischen Fahrleistung und Stauereignissen. Der Rückgang der Fahrleistung von 18% hat die Anzahl an Staustunden um mehr als 34% reduziert. Dies zeigt, dass die hohe Belastung zu «normalen Zeiten» bereits bei kleinsten Störungen im Verkehrsfluss zu Stausituationen führt.

Güterverkehr wenig beeindruckt von Corona

Dass trotz Corona das Leben weiterging, zeigt die Entwicklung im Güterverkehr. Gesamthaft nahm zwar auch dessen Fahrleistung auf den Nationalstrassen ab, jedoch mit -13% nicht so hoch wie im Personenverkehr. Der grösste Teil dieser Abnahme entfiel auf den internationalen Schwerverkehr, der mit langen Distanzen die Gesamtfahrleistung determiniert. Dieser kam insbesondere zu Beginn der Krise kurzzeitig zum Erliegen. Der Binnengüterverkehr zur Versorgung von Industrie, Gewerbe und Bevölkerung lief jedoch nahezu unbeeindruckt weiter, was auch die Belastungen an ausgewählten Zählstellen auf den Nationalstrassen zeigen.

Stauschwerpunkte bleiben

Ebenfalls nahezu unverändert zeigt sich das Bild mit den regionalen Stauschwerpunkten. Folgende Stellen waren auch im Jahr 2020 von Stauereignissen betroffen: die Umfahrung Zürich, der Engpass zwischen den Verzweigungen Luterbach und Härkingen, die Strecken rund um Bern, die A2 in Basel, die Stadttangente Luzern und die A2 im Sottoceneri. Grosse Ausnahme war die Westschweiz, wo sonst zwischen Genf, Lausanne und Vevey markante Stauereignisse auftreten, die aber 2020 fast gänzlich ausblieben. Unverändert hat sich der Gotthard gezeigt, wo sich auch 2020 am Strassentunnel die Fahrzeuge stauten.

Vertiefung zu den Stauursachen

In Ergänzung zum Verkehrsflussbericht hat das ASTRA Analysen zu den Stauursachen erstellen lassen. Auf Basis der Verkehrssituation zu «normalen Zeiten» wurden die für 2019 erfassten Stauereignisse näher untersucht. Dabei zeigte sich, dass der alltägliche Agglomerationsverkehr am meisten vom Stau betroffen ist resp. dessen (zu hohes) Aufkommen die Staus verursacht. An Werktagen werden zu den Abendspitzen 51% mehr Staustunden registriert als während der morgendlichen Rush Hour. Dies ist auf die abendliche Überlagerung von Pendler- und Freizeitverkehr zurückzuführen.

Grob lassen sich die Staus den Fahrtzwecken zuordnen: 36% Freizeitverkehr, 29% Arbeitsverkehr, 14% Einkaufsverkehr, 3% Ausbildungsverkehr und 18% Übrige (u.a. Nutzfahrten). Geografisch können mehr als die Hälfte aller Staustunden den sechs Agglomerationen Zürich, Basel, Genf, Bern, Lausanne und Tessin zugeordnet werden. Ebenfalls interessant: Rund ein Drittel aller Stauereignisse lassen sich nicht auf (bauliche) Kapazitätsengpässe zurückführen. Vielmehr ist hier ein unstetiger Verkehrsfluss als Ursache zu vermuten, der bspw. durch übermässige Brems- und Beschleunigungsmanöver oder durch viele Spurwechsel hervorgerufen werden kann.

Verkehrsflussbericht

Das ASTRA publiziert jährlich einen Bericht «Verkehrsentwicklung und Verkehrsfluss auf den Nationalstrassen». Basierend auf den Daten der automatischen Zählanlagen werden die Fahrleistungen auf jedem Abschnitt aller Nationalstrassen ermittelt. Dazu kommen die von Polizei, Staumeldern und durch die Verkehrsmanagementzentrale erfassten Stauereignisse, welche in Form von sogenannten Staustunden berichtet werden. 2019 hat INFRAS das ASTRA bei der Neukonzeption dieser Jahrespublikation unterstützt und durfte auch 2020 die Berichtsarbeiten mitgestalten.

Weitere Informationen

Projektteam

Lutz Ickert Bereichsleiter, Partner
Raphael Grässli Wissenschaftlicher Berater

Projekt

Verkehrsentwicklung und Verkehrsfluss auf den Nationalstrassen 2020

Laufzeit

2021

Themen


Leistungen


Auftraggeber

Bundesamt für Strassen ASTRA

Kontakt

Lutz Ickert Bereichsleiter, Partner