Appenzeller Zahnradbahnen

Zukunftsvision für Bahnlinien: Studie prüft alternative Betriebskonzepte

10. Dezember 2020

Verändertes Nutzungsverhalten, sinkende Kostendeckungsgrade, veraltete Infrastruktur: Einzelne regionale Bahnlinien im ländlichen Raum stehen vor grossen Herausforderungen. Für die Kantone St.Gallen und Appenzell Ausser­rhoden hat INFRAS alternative Betriebskonzepte für drei Zahnradbahnen geprüft.


Wohin geht die Reise? Blick auf die Strecke Altstätten – Gais, eine von drei Zahnradbahnen, für die die Studie alternative Betriebskonzepte geprüft hat. (Foto: Keystone-SDA)
Wohin geht die Reise? Blick auf die Strecke Altstätten – Gais, eine von drei Zahnradbahnen, für die die Studie alternative Betriebskonzepte geprüft hat. (Foto: Keystone-SDA)

Wie viele regionale Bahnlinien im ländlichen Raum der Schweiz, stehen auch die Appenzeller Zahnradbahnen in den kommenden Jahren vor grossen wirtschaftlichen Herausforderungen: Die von den Kantonen festgelegten Schwellenwerte beim Kostendeckungsgrad und der Nachfrage werden auf absehbare Zeit wohl nicht erreicht. Gleichzeitig steigt der Investitionsdruck: Die Infrastruktur muss teilweise erneuert werden, das Rollmaterial ist in die Jahre gekommen und die Barrierefreiheit ist nicht zeitgemäss.

Zukunftsfähige Lösungen für die Appenzeller Zahnradbahnen

Im Auftrag der Kantone Appenzell Ausserrhoden und St.Gallen hat INFRAS gemeinsam mit PROSE AG alternative Betriebsformen für drei Zahnradbahn-Linien analysiert: Gais – Altstätten Stadt (S24), Rorschach Hafen – Heiden (S25) sowie Rheineck – Walzenhausen (S26). Die beiden Kantone folgen dabei einer Richtlinie der Bundesgesetzgebung. Diese sieht für regionale Bahnlinien mit einem Kostendeckungsgrad von unter 30 Prozent die Überprüfung der Betriebskonzepte vor, sollten grössere Investitionen anfallen.

Umfassender Vergleich von alternativen Betriebskonzepten

Der Ergebnisbericht bietet zu jeder der untersuchten Linien unter anderem eine Marktanalyse. Basierend darauf hat das Projektteam mögliche alternative Varianten von Betriebskonzepten entlang von fünf Kriterien untersucht: Angebotsqualität, Wirtschaftlichkeit, Umweltaspekte, Sicherheitsaspekte sowie Auswirkungen auf Tourismus und Regionalwirtschaft. INFRAS-Bereichsleiter Matthias Lebküchner: «Wir sind bewusst ergebnisoffen vorgegangen. Das Spektrum der analysierten Alternativen für die drei Zahnradbahnlinien umfasste optimierte Bahnlösungen inklusive Automatisierungsansätzen, Buslösungen aber auch die ersatzlose Aufhebung des Betriebs.»

Die Ergebnisse im Überblick

Zu den drei analysierten Zahnradbahnen kommt die Studie – kurz zusammengefasst – zu folgenden Ergebnissen:

  • Bahnlinie Altstätten – Gais (S24): Aus wirtschaftlicher Sicht würde ein Busbetrieb gegenüber dem Bahnbetrieb besser dastehen. Auf der Bahn wäre eine Verdreifachung der Nachfrage erforderlich, damit Bahn und Bus wirtschaftlich ähnlich abschneiden.
  • Bahnlinie Rorschach – Heiden (S25): Die touristische Bedeutung dieser Zahnradbahn spricht für einen Weiterbetrieb, obgleich eine Buslösung voraussichtlich ein wirtschaftlich besseres Gesamtergebnis brächte. Die Aufhebung der Bahn hätte angesichts ihrer Bedeutung spürbare regional- und tourismuswirtschaftliche Negativfolgen. Und der fehlende Erlebniswert bei einer Buslösung würde zu einem Nachfragerückgang im öffentlichen Verkehr führen.
  • Bahnlinie Rheineck – Walzenhausen (S26): Als interessanter Ansatz für diese Linie stellte sich eine automatisierte Bahnlösung (kombinierte Adhäsions-/Zahnradbahn oder Standseilbahn) heraus. Eine ersatzlose Aufhebung würde zwar, rein wirtschaftlich betrachtet, das beste Ergebnis aufzeigen. Sie wäre aber nur dann eine Alternative, sollte die Wirtschaftlichkeit deutlich höher gewichtet werden als Angebotsqualität und Umweltaspekte.

Die Streckenverläufe der analysierten Zahnradbahnen im Überblick. (Grafik: INFRAS. Copyright Kartengrundlage: Amt für Raumentwicklung und Geoinformation, AREG, Kanton St. Gallen)
Die Streckenverläufe der analysierten Zahnradbahnen im Überblick. (Grafik: INFRAS. Copyright Kartengrundlage: Amt für Raumentwicklung und Geoinformation, AREG, Kanton St. Gallen)

Entscheidung der Kantone AR und SG

Im Frühsommer 2020 haben die Kantone Appenzell Ausserrhoden und St.Gallen in Abstimmung mit dem Bundesamt für Verkehr (BAV) über die Fortführung der Zahn­rad­bah­nen entschieden. Weitere Informationen finden Sie in der gemeinsamen Medienmitteilung der Kantone (27.05.20) und auf der Webseite des Kantons St.Gallen.

Projektteam

Matthias Lebküchner Bereichsleiter, Partner
Jonas Stadler Projektleiter

Projekt

Alternative Betriebsformen für die Appenzeller Zahnradbahnen

Laufzeit

2018 - 2020

Themen


Leistungen


Auftraggeber

Kanton Appenzell Ausserrhoden, Kanton St.Gallen

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Kontakt

Matthias Lebküchner Bereichsleiter, Partner