Dreiländereck Schweiz-Deutschland-Frankreich

Kosten und Nutzen einer neuen Rheinbrücke im «3Land»

1. Juli 2022

Am Dreiländereck zwischen Basel, Huningue und Weil am Rhein soll ein grenzüberschreitender Stadtteil entstehen. Eine neue Brücke über den Rhein soll die Quartiere verbinden. Im Auftrag des Trinationalen Eurodistricts Basel hat INFRAS die Kosten und Nutzen verschiedener Brückenvarianten geprüft.


Ein neuer Brückenschlag über den Rhein soll die Entwicklung eines neuen grenzüberschreitenden Stadtteils zwischen Basel, Huningue und Weil am Rhein unterstützen. (Foto: Keystone-SDA)
Ein neuer Brückenschlag über den Rhein soll die Entwicklung eines neuen grenzüberschreitenden Stadtteils zwischen Basel, Huningue und Weil am Rhein unterstützen. (Foto: Keystone-SDA)

Basel-Stadt, Weil am Rhein, Huningue und Saint-Louis wollen den Strukturwandel im Dreiländereck nutzen, um gemeinsam ein grenzüberschreitendes neues Quartier zu entwickeln. Unter dem Label «3Land» sollen auf den bestehenden, zunehmend umgenutzten Hafen- und Industriearealen Orte zum Arbeiten, Wohnen und Erholen entstehen. Im Endzustand wird im Horizont 2040 von ca. 20'000 zusätzlichen EinwohnerInnen und Arbeitsplätzen ausgegangen. Dazu kommen diverse BesucherInnen, welche insbesondere die Freizeit- und Erholungsangebote nutzen werden.

Brückenschlag als Motor der Entwicklung

Nach ersten Testplanungen wurde 2015 ein «Raumkonzept 3Land» präsentiert. Darauf abgestimmt wurde 2018 ein Verkehrskonzept vorgestellt, das als zentrales Element eine neue Rheinbrücke für den öffentlichen Verkehr sowie für den Fuss- und Veloverkehr vorsieht. Das neue Quartier beidseits des Rheins ist als autoarme Siedlung konzipiert, sodass die Brücke keine Funktion für den Strassenverkehr übernehmen muss. Sie ist vielmehr als städtebauliches Element gedacht, das eine fliessende Verbindung zwischen den Quartierszentren ermöglichen soll. Ohne eine solche Verbindung wären nur isolierte und – im wahrsten Sinne des Wortes – begrenzte Entwicklungen möglich, die längst nicht die gewünschten städtebaulichen Qualitäten ermöglichen würden.

Hoher volkswirtschaftlicher Nutzen der neuen Verbindung

Im Auftrag des Trinationaler Eurodistricts Basel hat INFRAS – zusammen mit den Partnerbüros Güller Güller und SERUE – die möglichen Kosten und Nutzen dieser Rheinbrücke untersucht. Das Ergebnis der Analyse fällt positiv aus: Sowohl aus volkswirtschaftlicher Sicht auf Basis monetarisierbarer Wirkungen wie auch aus Sicht weitergefasster Kriterien in den Bereichen Städtebau, Verkehr und Umwelt geht das Team von einem positiven Nutzen aus. Die Monetarisierung mit Hilfe einer «klassischen» Kosten-Nutzen-Analyse lässt erwarten, dass der volkswirtschaftliche Nutzen grösser sein wird als die mit Bau und Betrieb von Brücke und Tram verbundenen Kosten. Dieser volkswirtschaftliche Nutzen generiert sich vor allem aus den völlig neuen Angebotsoptionen im ÖV auf Basis einer neuen Tramlinie zwischen Saint-Louis und Kleinhüningen.

Weiterer Nutzen aus städtebaulicher, verkehrlicher und ökologischer Sicht

Die Bewertung weiterer Aspekte aus städtebaulicher, verkehrlicher und ökologischer Sicht lässt den Schluss zu, dass die an das «3Land» verknüpften Erwartungen hinsichtlich der Siedlungsentwicklung gerade mit einer neuen Rheinbrücke am besten erreicht werden. Die StudienautorInnen gehen davon aus, dass die mit der Brücke verbundene Vernetzung die Zentrumsbildung an den dafür vorgesehenen Orten fördern wird. Ohne Brücke würden die Potenziale zur Siedlungsentwicklung nicht ausgeschöpft – es fehlte die «Initialzündung» zur Aufwertung bestehender Areale. Hinzu kommt: Ohne Brücke und damit ohne Tram und ohne Velonetzverknüpfung bestünde selbst bei begrenzter Entwicklung die Gefahr eines deutlichen Mehrverkehrs auf der Strasse. Aus ökologischer Sicht wäre es von Vorteil, wenn die Brücke mit einem Grünstreifen nicht nur ansprechend gestaltet, sondern auch einen Verbund der Biotope beidseits des Rheins ermöglichen würde.

Bewertung und Variantenstudium

Zur Bewertung haben INFRAS, Güller Güller und SERUE auf Basis der Machbarkeitsstudie einer neuen Brückenverbindung die unterschiedlichen Brückenvarianten in Szenarien zur städtebaulichen Entwicklung und in Angebotskonzeptionen zum ÖV eingebunden. Dazu haben sie unter anderem die verkehrlichen Wirkungen im ÖV, im Strassennetz und auf den Velowegen mit dem Verkehrsmodell der Region Basel berechnet. Die Kosten-Nutzen-Analyse hat die volkswirtschaftlichen Effekte der Brücken- und Angebotsvarianten monetarisiert. Mithilfe einer Vergleichswertanalyse hat das Studienteam weitere Aspekte aus den Bereichen Städtebau, Verkehr, Umwelt, Kostenfolgen und Risiken bewertet. Die Ergebnisse und Empfehlungen sind in deutsch- und französischsprachigen Fach- und Syntheseberichten dokumentiert.

Weitere Informationen

  • Synthesebericht «Kosten-Nutzen-Studie der Rheinbrücke im 3Land» (externer Link)
  • Medienmitteilung zur Unterzeichnung der Planungsvereinbarung 3Land des Bau- und Verkehrsdepartements Kanton Basel-Stadt (30.06.2022)
  • Webseite 3Land

Projektteam

Lutz Ickert Bereichsleiter, Partner
Cornelia Graf Projektleiterin
Roman Frick Geschäftsleiter, Partner

Projekt

Kosten-Nutzen-Studie der Rheinbrücke im 3Land

Laufzeit

2020 - 2022

Themen


Leistungen


Auftraggeber

Trinationaler Eurodistrict Basel

Kontakt

Lutz Ickert Bereichsleiter, Partner