Evaluation von Unterstützungssystem

Betreuende Ange­hörige: Damit die Belas­tung nicht zu gross wird

27. Oktober 2025

Rund 600’000 Personen betreuen oder pflegen in der Schweiz ein Familienmitglied oder eine nahestehende Person. Im Kanton Neuenburg erhalten betreuende Angehörige Hilfe durch ein integriertes Unterstützungssystem. INFRAS hat das Projekt begleitend evaluiert.


Ob Hilfe im Alltag oder Pflegearbeit: Betreuende Angehörige nehmen eine wichtige Rolle ein – und können selbst eine hohe Belastung erfahren. (Foto: iStock / Obencem)
Ob Hilfe im Alltag oder Pflegearbeit: Betreuende Angehörige nehmen eine wichtige Rolle ein – und können selbst eine hohe Belastung erfahren. (Foto: iStock / Obencem)

Betreuende Angehörige sind ein wichtiger Pfeiler der Schweizer Gesundheitsversorgung: Sie helfen nahestehenden Personen bei der Bewältigung des Alltags oder übernehmen sogar Pflegearbeit. Sie tragen damit eine grosse Verantwortung. Die Belastung kann sehr hoch sein – und bis zu einem Burnout führen.

Das Projekt «Aider les proches aidant-e-s» im Kanton Neuenburg setzt hier an. Von 2020 bis 2025 wurde das Projekt von Gesundheitsförderung Schweiz unterstützt. Begleitend haben INFRAS und Public Health Services für Gesundheitsförderung Schweiz das Projekt im gleichen Zeitraum evaluiert.

Ein App als Dreh- und Angelpunkt eines hybriden Angebots

«Aider les proches aidant-e-s» will als integriertes Unterstützungssystem den betreuuenden Angehörigen den Zugang zu Informationen und Orientierung erleichtern. Es soll das Selbstmanagement der Angehörigen verbessern.

Zentrales Element ist die Smartphone-App «Approches», ergänzt wird sie durch eine Telefon-Hotline. Nutzer:innen finden auf der App Unterstützungsangebote oder Antworten auf häufig gestellte Fragen. Ausserdem können sie mit einem Fragebogen ihren eigenen Stress- und Belastungszustand spiegeln.

Zugang zu Unterstützungsangeboten wird erleichtert

Die App von «Aider les proches aidant-e-s» konnte positive Wirkungen erzielen, wie die Evaluation von INFRAS unter anderem zeigt. Betreuende Angehörige, die die App mehr nutzten,

  • wissen grossmehrheitlich besser, wo sie Unterstützung finden,
  • finden überwiegend passendere Unterstützungsangebote und
  • nehmen teilweise schneller Hilfe in Anspruch.

Auch konnten positive Wirkungen bei der Selbstmanagement-Förderung festgestellt werden. Zudem hält die Evaluation fest, dass die Unterstützungsangebote auch bei sogenannten Multiplikator:innen bekannter wurden, also z.B. bei Fachpersonen im Gesundheits- und Sozialwesen oder bei Personen, die selbst eine solche Unterstützung für betreuende Angehörige anbieten.

Gleichwohl identifiziert die Evaluation auch Verbesserungspotenziale, z.B. beim Stakeholdermanagement, bei der partizipativen Einbindung der betreuenden Angehörigen oder bei der Ausgestaltung der App.

Empfehlungen für die Fortsetzung und Verbreitung des Konzepts

Für die Evaluation kam eine Kombination qualitativer und quantitativer Forschungsmethoden zum Einsatz. Diese umfassten unter anderem Interviews mit Expert:innen, betreuenden Angehörigen und Multiplikator:innen sowie Onlinebefragungen. Ausserdem fand ein regelmässiger Austausch mit dem Projektteam von «Aider les proches aidant-e-s» statt.

Nebst den eigentlichen Ergebnissen hält die Evaluation auch Folgerungen und Empfehlungen fest, im Hinblick auf die Fortsetzung des Projekts und die mögliche Verbreitung in anderen Kantonen.

Weitere Informationen:

Projektteam

Judith Trageser Bereichsleiterin, Partnerin
Sabine Fries Projektleiterin
Thomas von Stokar Geschäftsleiter, Partner

Projekt

Evaluation des Projektes «Aider les proches aidant-e-s»

Laufzeit

2020 - 2025

Themen


Leistungen


Auftraggeber

Gesundheitsförderung Schweiz

Downloads


Kontakt

Judith Trageser Bereichsleiterin, Partnerin