Nach dem Prinzip der Open Government Data (OGD) sollen Verwaltungsdaten der Bundesbehörden künftig öffentlich und kostenlos zugänglich sein. Das Bundesamt für Landestopografie swisstopo hat diesen Schritt bereits 2021 gemacht. Welchen Mehrwert dies für Wirtschaft und Gesellschaft gebracht hat, zeigt eine Wirkungsanalyse von INFRAS.
Ob Klimaanalysen, Landkarten, Bevölkerungsstatistiken oder Lärmemissionswerte: Die von der Bundesverwaltung erhobenen Daten sollen ab 2027 standardmässig öffentlich und kostenlos zugänglich sein. Die digitalen Standardprodukte von swisstopo können bereits seit 2021 kostenlos heruntergeladen und frei weiterverwendet werden. Die Umstellung von vormals kostenpflichtigen auf frei nutzbare Daten ist für Bundesämter wie swisstopo Ertragsausfällen verbunden. Was aber bringen Open Government Data (OGD) aus volkswirtschaftlicher Sicht? Um das herauszufinden, hat swisstopo INFRAS mit einer Wirkungsanalyse beauftragt.
Weniger Erträge, dafür weniger Aufwand und mehr Nutzende
Die Erträge von swisstopo sind seit der Einführung von OGD erwartungsgemäss zurückgegangen: um rund 8.6 Millionen Franken im Jahr 2023 gegenüber dem durchschnittlichen Jahresertrag von 2016 bis 2020 (24.1 Mio.). Dafür hat sich der Aufwand für die Kundenbetreuung insgesamt reduziert, wodurch Ressourcen für andere Tätigkeiten frei geworden sind. Den Ertragsausfällen steht ein Anstieg bei der Nutzung gegenüber. Seit der Einführung von OGD werden monatlich 1 bis 2 Millionen Downloads verzeichnet. Basierend auf einer Modellrechnung von swisstopo haben sich beispielweise beim digitalen Höhenmodell swissALTI3D die Bezugszahlen 2023 gegenüber 2020 mehr als vervierzehnfacht.
OGD fördert Produktivität, Qualität und Innovation
OGD bringen vielfältige Vorteile, die sich kaum in Zahlen fassen lassen, wie aus den Interviews mit Kund:innen aus Behörden, Forschung, Bildung und Privatwirtschaft und der Online-Befragung von 156 gewerblichen Nutzenden hervorging. «Interessant ist, dass der erleichterte Zugang für viele Befragte relevanter ist als die Kosteneinsparung», sagt Romina Weber, wissenschaftliche Beraterin bei INFRAS und Co-Autorin der Wirkungsanalyse.
Dass die Daten schnell und mit wenig Aufwand heruntergeladen und bei Bedarf ohne Restriktionen weitergegeben werden können, vereinfacht die Entwicklung neuer Produkte. Waren Kosten und Bestellprozess früher teilweise ein Hemmnis, können Nutzende heute einfach mal schnell einen Datensatz herunterladen, um damit etwas auszuprobieren. Weiter gaben viele der befragten Nutzenden an, dass sich durch OGD die Qualität ihrer Produkte und Dienstleistungen verbessert hat. Auch im Forschungs- und Bildungsbereich eröffnen die frei zugänglichen Geodaten neue Möglichkeiten.
Wegweiser für andere Bundesämter
Die Wirkungsanalyse von INFRAS zeigt, dass die Einführung von OGD bei swisstopo aus volkswirtschaftlicher Sicht ein Gewinn ist, sowohl für die Privatwirtschaft als auch für Behörden, Forschung und Bildungswesen. Auch wenn sich der Nutzen nicht genau beziffern lässt, deuten Studienergebnisse aus anderen Ländern und die positiven Einschätzungen der Befragten auf einen vergleichsweise hohen volkswirtschaftlichen Mehrwert hin. Da swisstopo innerhalb der Bundesverwaltung eine Vorreiterrolle einnimmt, liefern die Erkenntnisse aus der Wirkungsanalyse wichtige Anhaltspunkte für andere Bundesämter, die die Umstellung auf OGD noch nicht vollzogen haben.
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