Die Landesregierung Baden-Württemberg prüft die Einführung einer Lkw-Maut auf Landes- und Kommunalstrassen. Was bedeutet das für Unternehmen, Logistik und Verbraucher:innen? Eine Analyse zeigt: Die Zusatzbelastung wäre überschaubar. Eine klimaorientierte Lkw-Maut auf Landes- und Kreisstrassen könnte die Finanzierung der Strasseninfrastruktur sichern und zugleich die Antriebswende bei der Lkw-Flotte beschleunigen.

Mit der Roadmap Klima und Mobilität möchte das Land Baden-Württemberg klimaschutzorientierte Marktanreize im Lkw-Verkehr setzen und schlägt eine Ausweitung der Lkw-Maut vor. Die untersuchte Maut beträfe Lastwagen ab 7.5 Tonnen, die auf Landes- und Kreisstrassen unterwegs sind. Die Tarife sollen sich an der Lkw-Maut auf Bundesfernstrassen orientieren. Emissionsfreie Lkw wären bis 2035 von der Maut befreit.
INFRAS hat im Auftrag von Rapp Trans (DE) abgeschätzt, welche ökonomischen Auswirkungen diese Maut auf Spediteure, transportintensive Branchen, Industrieunternehmen und die Konsumentinnen und Konsumenten hätte.
Zusatzbelastung gering – kann aber kurzfristig herausfordernd sein
Insgesamt zeigt sich: Die zusätzliche Belastung im Vergleich zur bestehenden Bundesmaut wäre gering, könnte aber für einzelne Unternehmen und für Branchen in starkem Wettbewerb vor allem kurzfristig herausfordernd sein. Mit einer Lkw-Maut in Baden-Württemberg würden die Kosten für fossil betriebene Lkw durchschnittlich um ca. 3% steigen. Für Speditionen würde dies Mehrkosten von 1 bis 5% bedeuten, je nach Streckenanteil auf Landes- und Kreisstrassen.
Kleine Speditionen im Nahverkehr wären kurzfristig stärker betroffen, während bei Gütern mit hohem Warenwert die Effekte kaum ins Gewicht fallen. Für Endverbraucherinnen und –verbraucher ergäben sich allenfalls minimale Preissteigerungen im Zehntel-Cent-Bereich.
Regionale Unterschiede und Brancheneffekte
Besonders betroffen wären Regionen mit hohem Anteil an Landes- und Kreisstrassen, wo die Transportkosten um bis zu 5% steigen könnten. Transportintensive Branchen wie Landwirtschaft, Steine und Erden oder Zement würden bei Einführung der Maut zwar einen höheren Transportkostenanteil verzeichnen, dieser fiele aber gemessen am Warenwert moderat aus. Für die meisten Produkte des täglichen Bedarfs bliebe der Effekt auf die Endpreise marginal.
Einnahmen schaffen Spielräume und fördern die Antriebswende
Die Erlöse aus der untersuchten Lkw-Maut Baden-Württembergs sollen zur Hälfte für den Erhalt von Strassen und Brücken verwendet werden – ein direkter Vorteil für Kommunen und Unternehmen. Die andere Hälfte ist für die Förderung der Antriebswende vorgesehen, etwa für Ladeinfrastruktur oder Kaufzuschüsse für E-Lkw.
Damit entsteht ein Standortvorteil für Baden-Württembergische Unternehmen, die einfacher auf mautbefreite Fahrzeuge umstellen können. Langfristig dürften zudem Effizienzsteigerungen im Güterverkehr die Umweltbelastung für die Bevölkerung senken.
Weitere Informationen
- Schlussbericht
- Roadmap Klima und Mobilität des Landes Baden-Württemberg