Von grossen Umfahrungsprojekten zu optimierten, gesamtverkehrlichen Lösungen, die politisch breit abgestützt sind: Mit sogenannten «Korridorstudien» beschreitet das Bundesamt für Strassen einen neuen planerischen Weg. INFRAS hat zusammen mit dem Büro moveIng die Korridorstudie N18 zwischen Delémont und Basel durchgeführt.
Mit dem neuen Netzbeschluss (NEB) gingen verschiedene Strassenabschnitte per Januar 2020 von den Kantonen in die Verantwortung des Bundes über; so auch die N18 zwischen Delémont und Basel. Mit Blick auf das nächste Strategische Entwicklungsprogramm STEP Nationalstrassen 2027 hat das Bundesamt für Strassen (ASTRA) eine umfassende Prüfung von bisherigen kantonalen Verkehrsvorhaben durchgeführt.
Die N18 verbindet den Grossraum Basel mit dem Kanton Jura und ist teilweise stark ausgelastet. Verschiedene grössere Umfahrungsprojekte sind schon länger in der Diskussion. Für das ASTRA hat INFRAS zusammen mit moveIng von 2023 bis 2024 eine Korridorstudie zur N18 durchgeführt.
Gesucht ist ein breit getragenes Konzept
Die Korridorstudie berücksichtigt – ausgehend von den Zielen des Sachplans Verkehr – alle Verkehrsträger sowie deren Verknüpfungen. Ziel war es, eine von Bund, Kantonen und Gemeinden gemeinsam getragene Lösungskonzeption zu entwickeln.
Basierend auf einer umfassenden Schwachstellenanalyse wurde eine Lösungskonzeption entwickelt, welche die Synergien des Gesamtverkehrssystems maximiert und dabei die Siedlungs- und Verkehrsentwicklung aufeinander abstimmt.
Optimierte teilräumliche Strassenlösungen
Aus einem breiten Variantenfächer wurden ausgehend von den seit längerem geplanten Grossprojekten (Umfahrung Delémont, Umfahrung Laufen – Zwingen und Muggenbergtunnel) kosten- und umweltoptimierte kleinräumigere Alternativlösungen entwickelt. Insbesondere mit einer stadtnahen Osttangente in Delémont und einer Zentrumsentlastung Laufen können bereits namhafte Wirkungen auf Verkehrsfluss, Siedlungsqualität und Sicherheit erreicht werden – und zwar zu deutlich tieferen Kosten und geringeren negativen Umweltauswirkungen als bei den ursprünglichen Grossprojekten.
Ein spezielles Problem bei den heutigen Ortsdurchfahrten im Korridor N18 stellt der relativ hohe Güterverkehrsanteil dar. Dessen grossräumige Verlagerung ist nur bedingt möglich, die teilräumlich optimierten Lösungen wirken aber auch bezüglich Schwerverkehr entlastend.
Grosses Potenzial im ÖV und Veloverkehr
Das Bahnangebot im Korridor Delémont – Basel wird bis 2030 deutlich ausgebaut (neue Fernverkehrsverbindung und 1⁄4h-Takt der S-Bahn von Basel bis Aesch). Damit kann ein relevanter Verlagerungseffekt erreicht werden.
Deutlicher Handlungsbedarf besteht im Ausbau des Velonetzes, insbesondere in den Teilräumen Laufental und Delémont. Die topografischen Voraussetzungen sind gut und über weite Netzabschnitte lassen sich von der Nationalstrasse abgetrennte Veloverbindungen erstellen.
Partizipatives Vorgehen und Grundlage für die weiteren Bundesplanungen
Die verschiedenen Lösungsvarianten und deren Bewertungen wurden in einem umfassenden Mitwirkungsprozess erarbeitet. Beteiligt waren die drei betroffenen Kantone (BL, SO, JU), die Standortgemeinden sowie interessierte Institutionen und Verbände. Es fanden drei öffentliche Foren statt. Eine Behördendelegation mit Regierungsvertreter:innen hat die Studie eng begleitet.
Die Resultate dienen dem Bund als Grundlage für die weiteren STEP-Planungen sowie für die Unterhalts- und Erhaltungsplanung in diesem Nationalstrassenkorridor.
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