Unter dem Pariser Übereinkommen können Staaten beim Klimaschutz kooperieren und international Emissionsreduktionen ein- und verkaufen. Neu haben auch Entwicklungsländer nationale Klimaschutzziele – doch wenn sie zu viele Emissionsreduktionen verkaufen, riskieren sie, diese zu verfehlen. Eine neue Studie im Auftrag der Schwedischen Energieagentur zeigt Strategien auf, mit denen ein solches «overselling» verhindert werden könnte.
Das Pariser Klimaschutzabkommen verpflichtet neu alle Vertragsstaaten ihre Emissionen zu reduzieren – im Unterschied zum Kyoto-Protokoll, unter welchem nur Industrienationen konkrete Reduktionsziele hatten. Um ihre Ziele zu erreichen, können die Vertragsstaaten aber miteinander kooperieren: Artikel 6 schafft Grundlagen für Marktmechanismen, d.h. dass die Länder zur Erreichung ihrer national bestimmten Klimaschutzbeiträge (Nationally Determined Contributions, NDC) zusammenarbeiten können.
Risiken für Transferländer
Mit der Teilnahme an diesen Marktmechanismen können aber auch Risiken einher gehen. So befürchten potenzielle Transferländer («transferring countries»), dass sie ihre eigenen Klimaschutzbeiträge verfehlen, indem sie «zu viele» Emissionseinsparungen an andere Vertragsstaaten verkaufen («overselling»). Ein solche Entwicklung wäre wiederum nicht im Sinne der Empfängerländer («aquiring countries»): Transferländer könnten sich angesichts der Risiken gegen einen Handel von Reduktionszertifikaten entscheiden.
Strategien zur Verhinderung von «Overselling»
Im Auftrag der Schwedischen Energieagentur («Swedish Energy Agency») hat INFRAS in einem internationalen Forschungskonsortium – zusammen mit Carbon Limits, Öko-Institut und dem Stockholm Environment Institute – das Risiko von «overselling» unter Artikel 6 im Pariser Klimaschutzabkommen vertieft untersucht. Im Fokus der Studie steht dabei das Risiko, dass Transferländer zu viele Emissionseinsparungen verkaufen und infolge dessen ihre eigenen Ziele verfehlen, da die verbleibenden Reduktionsmassnahmen zu aufwändig sind. INFRAS-Projektleiterin Anik Kohli: «Der Bericht zeigt Strategien auf, wie solche Risiken gemindert werden können und welche Voraussetzungen in der praktischen Umsetzung erforderlich sind.»
Webinar vom 29. Juni 2020
INFRAS stellte zusammen mit seinen Projektpartnern die Ergebnisse der Studie in einem Webinar vor. Sie können das Webinar hier nachschauen (siehe auch Foliensatz).
Weitere Informationen und Studien von INFRAS zu diesem Thema (Auswahl)
- Article 6 in the Paris Agreement as an ambition mechanism - Options and recommendations (2019)
- Blending climate finance and carbon market mechanisms (2019)
- Entwicklung von Optionen und Ausgestaltungsmöglichkeiten zum neuen internationalen Marktmechanismus gemäss Art. 6 des Abkommens von Paris (2019)